Foto: Towfiqu barbhuiya, Unsplash

Wie eine Erkältung vor der Grippe schützt

15. November 2021

Im Herbst beginnt meist die Erkältungssaison und viele Menschen leider unter Schnupfen, Husten, einer verstopften oder ständig tropfenden Nase. Die Ansteckungsgefahr ist vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln, der Schule oder der Arbeit besonders hoch. Kurz gesagt dort, wo sich viele Menschen aufhalten. 

Im Volksmund wird bei einer Erkältung oftmals von einer Grippe gesprochen. Genau genommen handelt es sich aber bei einer Erkältung um einen grippalen Infekt. Die „echte“ Grippe wiederum wird auch als Influenza bezeichnet und ist eine ernstzunehmende Infektionskrankheit.

Grippe oder grippaler Infekt?

Die Symptome der Grippe treten plötzlich auf und äußern sich meist mit hohem Fieber sowie Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen. Im Extremfall kann sie für Menschen bestimmter Risikogruppen sogar tödlich enden. Um einen Schutz gegen einen schweren Verlauf der Grippe aufzubauen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine jährliche Impfung für die Risikogruppen. Dazu gehören Menschen ab 60, chronisch Erkrankte, Schwangere sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. 
Eine Erkältung ist zwar unangenehm, aber könnte eine Ansteckung mit der Grippe verhindern.

Ein einfacher Schnupfen kann gegen Grippe schützen

Forschende der Yale University fanden kürzlich heraus, dass eine Erkältung vor einer Grippeinfektion schützen kann und anders herum. Rhinoviren sind Krankheitserreger, die hauptverantwortlich für Schnupfen und Erkältungen sind. Bei einem grippalen Infekt hindern diese Viren die Influenza-Viren daran, die Atemwege anzugreifen. Zwischen Influenza-Viren und Rhinoviren besteht also eine Wechselwirkung: Wenn sich eines der beiden Viren ausbreitet, zieht sich das andere zurück. 

Dies wird unter Forschenden auch als negative Interaktion bezeichnet. Wenn die Atemwege bereits mit Rhino- oder Influenzaviren befallen sind, setzen sie verstärkt antivirale Botenstoffe frei, die es anderen Grippeviren erschweren, die Zellen zusätzlich zu infizieren. Die antiviralen Abwehrmechanismen sind schon aktiviert, bevor das neue Virus den Körper befallen will. 

Nach einer Grippe können für eine gewisse Zeit die Atemwege nicht von anderen Viren infiziert werden. Diese Schutzwirkung hält laut den Forschenden ungefähr fünf Tage an. Ein Virus agiert also im Grunde als Virusschutz. Diese Wechselwirkung könnte auch erklären, warum die Schweinegrippe-Pandemie im Jahr 2009 in Europa schwächer ausfiel, als befürchtet: Sie traf mit der Erkältungssaison im Herbst zusammen. Bestimmte Viren stören sich also gegenseitig.

Schützt eine Erkältung also auch vor dem Coronavirus?

Die Forschenden der Yale University untersuchen bereits, ob die Erkältungsviren einen ähnlichen Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 bieten. Möglicherweise könnte die vermehrte Infektion mit Rhinoviren die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. Um verlässliche Aussagen über die Störwirkung treffen zu können, arbeiten die Forschenden derzeit an Laboruntersuchungen.


Mehr Gesundheitsinformationen zum Thema Immunsystem/Infektionen finden Sie hier.