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Reisekrankheit Medikamente für Kinder & Erwachsene

01. September 2025

Reisekrankheit betrifft viele Menschen; besonders Kinder und Frauen sind häufig betroffen. Übelkeit, Schwindel und Erbrechen können die Vorfreude auf den Urlaub schnell zerstören und die Anreise im Auto, Schiff oder Flugzeug zum stressigen Alptraum werden lassen. Zum Glück gibt es wirksame Medikamente und Hausmittel, die vorbeugen und Linderung verschaffen.

Was ist Reisekrankheit?

Reisekrankheit ist eine körperliche Reaktion auf ungewohnte Bewegungen. Sie wird auch Kinetose genannt, vom griechischen Begriff für “bewegen”. Die bekannteste Form ist die Seekrankheit: Übelkeit und Erbrechen durch das Schaukeln des Schiffs auf den Wellen. Aber das ist bei weitem nicht die einzige Situation, in der Menschen unter Reisekrankheit leiden.

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Die Ursachen von Reisekrankheit

Wie entsteht Reisekrankheit?

Reisekrankheit entsteht, wenn das Gehirn widersprüchliche Signale von den Sinnen erhält: Während das Gleichgewichtsorgan im Innenohr Bewegungen registriert, melden die Augen „Ruhe“. Das passiert etwa beim Lesen im Auto oder in einer fensterlosen Kabine. Die Folge sind Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche und Erbrechen. Besonders anfällig sind Kinder zwischen 2 und 12 Jahren, da ihr Gehirn die Sinneseindrücke noch nicht optimal verarbeiten kann.

Typische Auslöser von Reisekrankheit

Kinetose kann in allen Arten von Verkehrsmitteln auftreten, weil in allen die auslösenden geraden Beschleunigungen auftreten können: Auto, Schiff, Zug, Flugzeug, etc. Achterbahnen, Schaukeln und Co. sind ebenfalls typische Auslöser.

Kleines Kreuzfahrtschiff auf dem Meer von oben fotografiert
Foto von Nestor Pool auf Unsplash

Außerdem kann Reisekrankheit auch in Situationen ausgelöst werden, in denen sich die betroffene Person gar nicht selbst bewegt, sondern die Bewegung nur visuell simuliert wird: Dazu gehören Videospiele, Virtual Reality-Anwendungen, Flugsimulatoren und Filme mit beweglicher Kameraführung.

Symptome der Kinetose

Das bekannteste Symptom der Reisekrankheit ist Übelkeit, möglicherweise bis zum Erbrechen. Dazu kommen in vielen Fällen Kopfschmerzen und Schwindel, kalter Schweiß und andere Kreislaufprobleme. Viele Betroffene sehen sehr blass aus. 

Reisekrankheit bei Kindern: Warum sind sie besonders betroffen? 

Kinder, vor allem im Alter von 2 bis 12 Jahren, leiden häufiger unter Reisekrankheit als Erwachsene. Dafür gibt es mehrere Gründe.

1. Unreifes Gleichgewichtssystem

Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Vestibularapparat) und die Verarbeitung von Sinneseindrücken im Gehirn sind bei Kindern noch nicht vollständig ausgereift. Bei Bewegungen (z. B. im Auto oder auf dem Schiff) erhalten sie widersprüchliche Signale. Das Gehirn von Kindern kann diese widersprüchlichen Informationen noch nicht optimal verarbeiten und ist daher anfälliger für Symptome wie Übelkeit und Schwindel.

2. Empfindlichere Sinneswahrnehmung

Kinder reagieren stärker auf visuelle Reize (z. B. schnelle Bewegungen außerhalb des Fensters) und Bewegungsreize (z. B. Kurvenfahren). Ihr Gehirn ist noch nicht daran gewöhnt, solche Reize zu filtern oder zu ignorieren.

3. Körperliche Faktoren

Kinder sitzen oft auf der Rückbank oder in Kindersitzen, wo sie weniger Kontrolle über ihre Körperhaltung haben und Bewegungen stärker spüren. Oft gerät auf Reisen auch die Essens- und Trinkroutine aus der Reihe. Ein voller oder leerer Magen, zuckerhaltige Snacks und zu wenig Flüssigkeit können die Symptome verschlimmern.

4. Psychologische Komponente

Angst oder Aufregung vor der Reise können die Anfälligkeit erhöhen. Wenn Kinder bereits negative Erfahrungen mit Reisekrankheit hatten, erwarten sie oft unbewusst wieder Übelkeit.

5. Genetische Veranlagung

Studien zeigen, dass Reisekrankheit vererbt werden kann. Wenn Eltern anfällig sind, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch ihre Kinder betroffen sind.

Reisekrankheit vorbeugen und mit Hausmitteln lindern

Der berühmte Blick auf den Horizont

Bei leichter Übelkeit kann frische Luft bereits einiges bewirken. Der Blick auf den Horizont wird nicht umsonst empfohlen: Die Linie des Horizonts kann das innere Gleichgewicht im Gehirn ausbalancieren und helfen, die Sinneswahrnehmungen wieder korrekt zu synchronisieren. Wenn Ihr Gehirn die Bewegungen Ihres Körpers wieder richtig nachvollziehen kann, lindert das die Reisekrankheit.

Verhaltenstipps

Vermeiden Sie Alkohol vor der Reise und versuchen Sie während der Reise, möglichst in Fahrtrichtung und nicht nach unten (auf ein Buch oder Handy) zu schauen. 

Tee und leichte Mahlzeiten

Ingwertee ist ein bewährtes Mittel gegen Übelkeit. Auch bei Kindern ist das eine gute Möglichkeit. Vermeiden Sie schweres Essen vor und während der Reise und greifen Sie lieber zu Salzstangen und Zwieback. 

Akupressur

Es gibt Akupressurpunkte, die Übelkeit lindern sollen. Konkret sind das Punkte am Handgelenk. Der Druck darauf sendet Signale, die Übelkeit unterdücken sollen. Dafür gibt es zum Beispiel Armbänder, die über integrierte kleine Kugeln gezielt diesen Druck ausüben. 

Bonbons und Kaugummis gegen Reisekrankheit 

Bonbons sind eine weitere gute Möglichkeit auch für Kinder, den beliebten Ingwer zu sich zu nehmen. Kaugummikauen hilft manchen generell; es gibt aber auch tatsächliche Wirkstoffe gegen Reisekrankheit, die in Kaugummi-Form verabreicht werden können. 

Akustische Methoden 

Das klingt vielleicht überraschend, aber Studien haben gezeigt, dass bestimmte Geräusche gegen Reisekrankheit helfen. Ein reiner Ton mit 100 Hertz soll unser Gleichgewichtsorgan regulieren und die Symptome stoppen. Manche Menschen empfehlen auch, einfach mit nur einem Kopfhörer auf entweder dem rechten oder dem linken Ohr Musik zu hören. Die ungleiche Beschallung soll das Gehirn von den anderen unregelmäßigen Bewegungssignalen ablenken. Probieren Sie einfach aus, welche Hausmittel Ihnen helfen – bei Reisekrankheit haben auch Placebos Erfolge gezeigt, was darauf hinweist, dass sich Ausprobieren von Hausmitteln auf jeden Fall lohnt. 

Reisekrankheit Medikamente: Das hilft wirklich

Die Wirkstoffe

Einer der wichtigsten Wirkstoffe in Medikamenten gegen Reisekrankheit ist Dimenhydrinat. Es ist zum Beispiel in Vomex A® enthalten. Es wirkt anticholinerg und antihistaminisch, ist rezeptfrei erhältlich und eignet sich zur Vorbeugung und Behandlung von Reisekrankheit. Die Einnahme sollte etwa 30 Minuten vor Reiseantritt erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit und ein trockener Mund. Weitere wichtige Wirkstoffe sind Cinnarizin (wirkt gegen Übelkeit) und Diphenhydramin (ein Antihistaminikum, das auch bei Schlafstörungen verwendet wird).

Reisekrankheit Tabletten 

Die wohl bekanntesten Tabletten gegen Reisekrankheit sind Vomex-Tabletten, die durch ihren Wirkstoff Dimenhydrinat die Übelkeit lindern können.

Arlevert®-Tabletten enthalten den Wirkstoff Cinnarizin und wirken am besten gegen Schwindel. Sie machen nicht sehr müde.

Diphenhydramin gibt es als Saft oder in Tablettenform und eignet sich am besten, wenn eine zusätzliche müdemachende Wirkung akzeptabel oder sogar gewünscht ist: Sie finden es als Generikum oder in verschiedenen Präparaten.

Reisekrankheit Pflaster 

Scopolamin ist ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff, der bei Reisekrankheit über ein Pflaster angewendet wird (z. B. Scopoderm® Pflaster).

Dieses Mittel ist besonders wirksam, muss aber ärztlich verordnet werden. Das Pflaster wird hinter dem Ohr aufgeklebt und wirkt bis zu 72 Stunden. Wichtig: Nicht für Kinder unter 10 Jahren geeignet.

Favoriten für bestimmte Arten von Reisekrankheit & häufige Fragen

Was hilft gegen Seekrankheit? 

Halten Sie sich auf einem Schiff möglichst in der Mitte auf: Mittschiffs sind die Bewegungen am geringsten. Bleiben Sie an der frischen Luft und halten Sie den Blick auf den Horizont, um Ihrem Gehirn eine Orientierung zu geben. Bei schwererer Seekrankheit sind Medikamente eine gute Wahl – lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten. 

Was verhindert Schwindel beim Autofahren? 

Viele Medikamente (z. B. Dimenhydrinat, Diphenhydramin) können Müdigkeit, Schwindel oder Konzentrationsstörungen auslösen. Daher sollte man nach der Einnahme kein Fahrzeug führen oder Maschinen bedienen. Scopolamin-Pflaster haben ebenfalls eine sedierende Wirkung.

Verschwommenes Bild einer Person in gelber Jacke und roter Kappe, das Schwindel symbolisiert
Foto von Mike Von auf Unsplash

Wenn Sie also selbst fahren und unter Schwindel leiden, bitte suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin auf und gefährden Sie sich und andere nicht durch unsicheres Fahren. 

Wie kann ich Reisekrankheit bei Kindern vorbeugen? 

Bei Kindern sollten Medikamente nur eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen nicht helfen. Vomex gibt es auch als Saft und Zäpfchen (besonders hilfreich, wenn Übelkeit bereits besteht und orale Einnahme nicht mehr behalten wird). Wenn Ihr Kind auf der Reise erbricht, beruhigen Sie es und bieten Sie Flüssigkeit in kleinen Schlucken an, um Dehydrieren zu vermeiden. Bei langen Autofahrten sind kleine Pausen an der frischen Luft immer eine gute Idee. 

Wie schnell wirken Medikamente gegen Reisekrankheit? 

Die meisten Medikamente (z. B. Dimenhydrinat oder Diphenhydramin) sollten 30 bis 60 Minuten vor Reiseantritt eingenommen werden, um optimal zu wirken. Scopolamin-Pflaster werden sogar 5 bis 6 Stunden vor der Reise aufgeklebt, da sie langsam über die Haut wirken.

Kann Reisekrankheit mit der Zeit besser werden? 

Ja! Bei häufigen Reizen (z. B. auf längeren Schiffsreisen) kann sich das Gehirn anpassen und die Symptome nehmen oft ab. Auch schrittweise Gewöhnung (z. B. kurze Autofahrten üben) kann funktionieren, sich tatsächlich die Reisekrankheit abzugewöhnen.

Warum wird mir im Auto schlecht, aber nicht im Zug oder Flugzeug?

Im Auto sind die Bewegungen noch ungleichmäßiger und unvorhersehbarer als im Zug oder Flugzeug. Deshalb leiden manche nur im Auto mit den engeren Kurven und stärkeren Beschleunigungen und Bremsungen unter Übelkeit. 

Wann zum Arzt? 

In den meisten Fällen ist Reisekrankheit harmlos. Bei folgenden Symptomen sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden:

  • Starke Kopfschmerzen oder neurologische Ausfälle (z. B. Lähmungen)
  • Erbrechen, das länger als 24 Stunden anhält
  • Anzeichen von Dehydrierung (besonders bei Kindern)

Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke vor Ort beraten, welche rezeptfreien Optionen für Sie möglicherweise am passendsten sind. 

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