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Antibiotika bei Erkältung? Häufige Fehler und wie Sie sie richtig einnehmen

03. Dezember 2025

Antibiotika sind ein großer Fortschritt der Medizin. Ihre Entdeckung machte Infektionen heilbar und senkte maßgeblich die Sterblichkeitsraten. Das gilt allerdings nur, wenn man sie richtig einnimmt. Viele nehmen sie zu früh, zu spät oder falsch ein und riskieren so Resistenzen oder Nebenwirkungen. In diesem Artikel erklären wir, wann Antibiotika wirklich helfen, wie Sie sie korrekt anwenden und was Sie bei Ernährung, Sport oder der Pille beachten müssen.

Auf einen Blick: Die häufigsten Fehler bei der Antibiotika-Einnahme

Fehler 1: Zu frühes Absetzen

Antibiotika müssen immer die gesamte vorgeschriebene Zeit eingenommen werden – auch, wenn es Ihnen schon vorher wieder komplett gut geht! Wenn Sie sich nicht daran halten, ist es gut möglich, dass noch nicht alle Bakterien abgetötet sind. Bakterien, die eine Antibiotikabehandlung überleben, sind sehr problematisch: Das führt 1. zu Rückfällen in Ihrer Krankheit, und 2. zur Verstärkung des weltweiten Problems der Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika.

Fehler 2: Falsche Lagerung

Viele lagern ihre Medikamente zum Beispiel im Bad. Zu viel Wärme und Feuchtigkeit kann Medikamenten jedoch schaden, sodass sie nicht mehr richtig wirken. Folgen Sie der Aufbewahrungsempfehlung aus der Packungsbeilage und fragen Sie bei Unsicherheit in der Apotheke nach.

Fehler 3: Rest-Antibiotika nehmen

Manchmal bleibt selbst bei korrekter Einnahme der Antibiotika über die gesamte vorgeschriebene Zeit etwas in der Packung übrig. Viele Menschen heben sich diese Tabletten dann auf und nehmen sie bei “Gelegenheit”, wenn sie krank sind und ohne ärztliche Verschreibung ja noch “Antibiotika da haben”. Davon ist ausdrücklich abzuraten. 

Die Restmenge reicht oft nicht aus, um eine neue Infektion vollständig zu bekämpfen – das fördert Resistenzen. Nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jede bakterielle Infektion. Eine Selbstmedikation kann also die Krankheit verschlimmern, statt sie zu heilen. Außerdem: Antibiotika verlieren mit der Zeit ihre Wirkung oder können sogar schädlich werden.

Fehler 4: Falsche Ernährung während der Einnahme

Bei vielen Antibiotika gibt es Vorschriften, welche Nahrungsmittel während der Einnahme vermieden werden müssen. Viele nehmen diese Regeln nicht ernst genug und verhindern damit, dass das Antibiotikum richtig wirken kann. Folgen Sie den Anweisungen zur Vermeidung von z.B. Milch oder Saft, damit das Antibiotikum seine Wirkung vollständig entfaltet und optimal hilft.

Fehler 5: Nebenwirkungen ignorieren

Besonders bei starken Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschlag sollten Sie zum Arzt/zur Ärztin gehen. Dasselbe gilt, wenn keine Besserung der Krankheitssymptome nach drei Tagen auftritt.

Wann hilft ein Antibiotikum und wann sind sie nutzlos?

Bakterien vs. Viren

Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.

Bakterien und Viren sind beide Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen können, aber sie unterscheiden sich grundlegend in Aufbau, Funktionsweise und der Art, wie sie den menschlichen Körper befallen.

Bakterien sind einzellige Lebewesen, die eigenständig existieren und sich vermehren können. Sie besitzen einen eigenen Stoffwechsel und können sich außerhalb eines Wirtsorganismus, zum Beispiel auf Oberflächen oder in der Umwelt, vermehren. Viele Bakterien sind harmlos oder sogar nützlich – etwa die Darmbakterien, die bei der Verdauung helfen. Allerdings gibt es auch krankheitserregende Bakterien, die Infektionen verursachen. Gegen bakterielle Infektionen wirken Antibiotika, weil diese Medikamente gezielt die Stoffwechselprozesse oder die Zellwand der Bakterien angreifen und sie so abtöten oder ihr Wachstum hemmen.

3D-Darstellung eines Virus mit Spike-Proteinen auf dunklem Hintergrund
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Viren hingegen sind keine eigenständigen Lebewesen, sondern winzige Partikel, die aus genetischem Material (DNA oder RNA) und einer Proteinhülle bestehen. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nur vermehren, indem sie eine Wirtszelle befallen und deren Mechanismen kapern. Viren sind für viele bekannte Krankheiten verantwortlich, darunter Erkältungen, Grippe, COVID-19, Masern oder auch AIDS. Da Viren sich in den Wirtszellen verstecken, wirken Antibiotika nicht gegen sie. Stattdessen setzt der Körper auf das Immunsystem, um Viren zu bekämpfen. Impfungen können helfen, das Immunsystem auf bestimmte Viren vorzubereiten, und es gibt auch antivirale Medikamente, die gezielt gegen manche Viren wirken – allerdings sind diese nicht so breit einsetzbar wie Antibiotika.

Zusammengefasst: 
Bakterien sind eigenständige Organismen, die mit Antibiotika behandelt werden können, während Viren auf Wirtszellen angewiesen sind und sich nur mit Hilfe des Immunsystems oder spezieller antiviraler Therapien bekämpfen lassen.

Warum sind Antibiotika bei Erkältungen nutzlos?

Antibiotika wirken nicht gegen Viren. Erkältungen (“grippale Infekte”) sind fast immer durch Viren verursacht. Meistens sind das die sogenannten Rhinoviren. Auch Bronchitis und Nasennebenhöhlenentzündung sind meistens viral bedingt.

Antibiotika verkürzen bei einer Erkältung die Krankheitsdauer nicht und helfen auch nicht gegen Symptome wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen. Alle diese Symptome treten durch den Kampf des Körpers gegen die Viren auf – ein Antibiotikum greift aber nur Bakterien an und hat damit darauf überhaupt keinen Einfluss.

Im schlimmsten Fall behindern Sie mit der Einnahme von Antibiotika Ihr Immunsystem oder belasten Ihren Körper zusätzlich mit Nebenwirkungen, weil das Antibiotikum auch die hilfreichen Bakterien in Ihrem Körper angreift.

Bei einer Viruserkrankung braucht Ihr Körper aber seine Energie und seinen Fokus auf Ihrem Immunsystem, um die Viren effektiv bekämpfen zu können.

Warum werden Antibiotika bei Erkältungen oft fälschlicherweise eingesetzt?

Der Hauptgrund, warum Antibiotika eingenommen werden, obwohl die Erkrankung viral ist, liegt meistens daran, dass Patient*innen den Unterschied nicht kennen und glauben, das Medikament würde ihnen bestimmt helfen. Manche fordern Rezepte nahezu ein und setzen Ärzt*innen unter Druck.

Ein weiterer Grund sind Fehldiagnosen: Manchmal ist nicht klar, ob eine Infektion viral oder bakteriell ist.

Was wirklich bei Erkältungen und anderen viralen Infekten hilft:

  • Ruhe und Schlaf
  • Viel trinken (Wasser, Tee)
  • Schmerz- und fiebersenkende Mittel (z. B. Paracetamol oder Ibuprofen)
  • Nasenspülungen oder abschwellende Nasensprays (kurzfristig)
  • Honig oder Hustensaft bei Husten
  • Geduld: Eine Erkältung heilt meist von allein innerhalb von 7–10 Tagen. Leider gibt es nun einmal bei vielen viralen Infekten kein Wundermittel.
Mann mit Erkältung sitzt auf dem Sofa, benutzt Taschentuch und hat Medikamente auf dem Tisch
Foto von Gustavo Fring

Anwendungen von Antibiotika

Antibiotika sind wirksam bei bakteriellen Erkrankungen wie zum Beispiel:

  • Lungenentzündung (wenn bakteriell bedingt)
  • Harnwegsinfektionen (z. B. Blasenentzündung)
  • Streptokokken-Mandelentzündung (bakterielle Angina)
  • Bakterielle Hautinfektionen (z. B. Wundrose)
  • Bakterielle Magen-Darm-Infektionen (selten, z. B. bei bestimmten Durchfallerkrankungen)

Weitere Anwendungsbereiche sind die postoperative Prophylaxe und die Tierzucht: In Massentierhaltungen werden Antibiotika oft prophylaktisch verabreicht. Das trägt ebenfalls zum weltweiten Problem der Entwicklung von multiresistenten Keimen bei.

Antibiotika richtig einnehmen: Warum Sie die volle Dauer nehmen müssen

Kann man Antibiotika absetzen, wann man will?

Viele Menschen glauben, dass es ausreicht, Antibiotika nur so lange zu nehmen, bis die Symptome verschwinden. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Ärzt:innen verschreiben Antibiotika immer für eine bestimmte Dauer, die genau auf die Art der Infektion und das Medikament abgestimmt ist. Selbst wenn Sie sich nach einigen Tagen schon viel besser fühlen, können noch lebende Bakterien in Ihrem Körper sein. Wenn Sie die Einnahme zu früh abbrechen, überleben die widerstandsfähigsten Bakterien. Das kann zu einem Rückfall der Infektion führen.

Noch gefährlicher ist jedoch, dass die verbleibenden Bakterien Resistenzen entwickeln können. Das bedeutet: Sie passen sich an das Antibiotikum an und werden unempfindlich dagegen. Diese resistenten Bakterien können sich dann vermehren und bei der nächsten Infektion schwerer zu behandeln sein, oder sogar an andere Menschen weitergegeben werden.

Antibiotika-Resistenzen

Übermäßiger Antibiotika-Einsatz fördert Resistenzen. Das bedeutet, Bakterien werden unempfindlich gegen Antibiotika, was die Behandlung schwerer Infektionen erschwert.

Antibiotikaresistenzen sind eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Durch den häufigen oder falschen Einsatz von Antibiotika (z.B. bei viralen Infektionen wie Erkältungen) gewöhnen sich Bakterien an die Wirkstoffe. Sie entwickeln Abwehrmechanismen, die die Medikamente unwirksam machen. Das hat dramatische Folgen:

  • Schwer behandelbare Infektionen: Was früher mit einem einfachen Antibiotikum geheilt werden konnte, erfordert heute oft stärkere, teurere oder sogar experimentelle Therapien.
  • Längere Krankheitsverläufe: Resistente Infektionen heilen langsamer und können zu schweren Komplikationen führen.
  • Gefahr für die Gemeinschaft: Resistente Bakterien verbreiten sich, auch in Krankenhäusern, wo sie besonders gefährlich für immungeschwächte Patient:innen sind.

Jeder kann helfen, Resistenzen zu verhindern:

  • Nehmen Sie Antibiotika nur bei nachgewiesenen bakteriellen Infektionen und immer wie verordnet ein.
  • Vermeiden Sie Druck auf Ärzte, Antibiotika bei viralen Infektionen zu verschreiben.
  • Unterstützen Sie Maßnahmen zur Hygiene (z. B. Händewaschen, Masken), um Infektionen von vornherein zu vermeiden.
Frau mit Maske und beigem Mantel im Freien
Foto von Anna Shvets

Antibiotika sind kein Allheilmittel, sondern ein wertvolles Gut, das verantwortungsvoll eingesetzt werden muss. Nur so bleiben sie dauerhaft wirksam und nur so können wir alle dauerhaft bei schweren Erkrankungen von ihrem Schutz profitieren, wenn wir ihn wirklich brauchen.

Wechselwirkungen, Alkohol und Ernährung bei Antibiotika: Was Sie bei der Einnahme beachten sollten

Diese Lebensmittel können die Wirkung beeinträchtigen

Bestimmte Lebensmittel und Getränke können die Aufnahme oder Wirkung von Antibiotika verändern:

  • Milchprodukte (z. B. Milch, Joghurt, Käse) können bei einigen Antibiotika (wie Tetrazyklinen) die Wirkung abschwächen.
  • Grapefruitsaft beeinflusst den Abbau bestimmter Medikamente in der Leber und kann Nebenwirkungen verstärken.

Nehmen Sie Antibiotika mit Wasser ein. Bei Milchprodukten wie Milchkaffee ist es gut, zumindest 2 Stunden Abstand zur Antibiotika-Einnahme einzuhalten. Folgen Sie hier grundsätzlich der ärztlichen Empfehlung bzw. den Anweisungen, die Sie in der Apotheke bekommen.

Alkohol und Antibiotika

Alkohol sollte während der Antibiotika-Einnahme gemieden werden. Die Leber wird durch beide Substanzen belastet. Außerdem kann Alkohol Nebenwirkungen wie Magenreizungen, Schwindel oder Müdigkeit verstärken.

Wie lange kein Sport nach Antibiotika: Wann ist es wieder sicher?

Nach einer Antibiotika-Therapie braucht der Körper Zeit, um sich zu erholen. Zu früher oder intensiver Sport kann das Immunsystem zusätzlich belasten und die Genesung verzögern.

Achten Sie auf Ihr Körpergefühl: Fühlen Sie sich noch schwach oder erschöpft, gönnen Sie sich mehr Ruhe. Als Richtwert: Warten Sie ca. 3–7 Tage nach Ende der Einnahme, bevor Sie wieder intensiven Sport treiben.

Wirkt die Pille mit Antibiotika?

Bestimmte Antibiotika (z. B. Rifampicin) können die Wirkung der hormonellen Verhütung (Pille, Ring, Pflaster) beeinträchtigen. Die empfängnisverhütende Sicherheit ist nicht mehr garantiert.

Fragen Sie dazu in Ihrer Apotheke, ob das Ihnen verschriebene Antibiotikum eine solche Wechselwirkung eventuell hat. Zusätzliche mechanische Verhütungsmethoden (z. B. Kondome) während der Antibiotika-Einnahme und bis zum Ende des aktuellen Zyklus geben dann zusätzliche Sicherheit.

Fazit: So nehmen Sie Antibiotika sicher und effektiv ein

  1. Antibiotika sind nur bei bakteriellen Infektionen einnehmen, nie bei viralen Erkältungen. Sie tun damit sonst Ihrem Körper und auch der medizinischen Versorgung weltweit nichts Gutes.
  2. Vollständige Einnahmedauer einhalten, auch wenn es Ihnen besser geht
  3. Mit Wasser einnehmen und Abstände zu Milchprodukten oder Grapefruitsaft beachten
  4. Kein Alkohol während der Einnahme
  5. Den Körper sich erholen lassen (3–7 Tage nach Therapieende)
  6. Verhütungssicherheit prüfen und ggf. zusätzliche Methoden nutzen
  7. Reste nicht aufbewahren, sondern entsorgen

Haben Sie noch Fragen? Ihre Apotheke vor Ort berät Sie gerne. Vertrauen Sie auf kompetente Hilfe, um Antibiotika sicher und wirksam einzusetzen.

FAQs

Hilft ein Antibiotikum bei Erkältung?

Nein. Erkältungen werden fast immer durch Viren verursacht. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien und sind bei Erkältungen nutzlos. Sie können sogar schaden, indem sie Resistenzen fördern.

Kann ich Antibiotika mit Ibuprofen nehmen?

In der Regel ist die Kombination von Ibuprofen und Antibiotika kein Problem. Ibuprofen wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend, während Antibiotika Bakterien bekämpfen. Dennoch: Halten Sie sich an die ärztliche Empfehlung und fragen Sie im Zweifel in der Apotheke.

Wie lagere ich Antibiotika richtig?

Am besten lagern Sie Antibiotika in der Originalverpackung, an einem Ort, der trocken und nicht zu warm ist. Außerdem: Außer Reichweite von Kindern!

Darf ich mit Antibiotika in die Sonne?

Manche Antibiotika (z. B. Tetrazykline oder Fluorchinolone) können die Haut lichtempfindlicher machen und das Risiko für Sonnenbrand oder Hautausschlag erhöhen. Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und nutzen Sie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.

Was tun, wenn Sie eine Dosis vergessen haben?

Alle Medikamente haben diese Information in ihrer Packungsbeilage. Folgen Sie diesem Vorgehen bzw. der Empfehlung Ihres Arztes/Ihrer Ärztin. 
Generell gilt: Erinnern Sie sich kurz nach der geplanten Einnahmezeit (innerhalb von 1–2 Stunden) an die vergessene Dosis, nehmen Sie die Dosis sofort nach. Wenn schon viel Zeit vergangen ist und ggf. die nächste Dosis bald ansteht, kann es besser sein, die vergessene Dosis auszulassen und normal weiterzumachen, um eine erhöhte Dosis mit eventuell stärkeren Nebenwirkungen zu vermeiden. Fragen Sie im Zweifel nach.