Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom

05. August 2025

Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom ist ein weit verbreitetes Beschwerdebild, das viele Menschen betrifft. Es kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. 

Was ist das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom?

Beschreibung

Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom ist ein Sammelbegriff für Schmerzen und Beschwerden, die von der Halswirbelsäule ausgehend in die Schultern und Arme ausstrahlen.

Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom ist also keine bestimmte Krankheit. Es ist vielmehr eine Beschreibung einer Gruppe an Symptomen, die nicht unbedingt nur eine Ursache haben können, sondern durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden können. Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom ist zum Beispiel oft auf Verspannungen, Fehlhaltungen oder degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule zurückzuführen. 

Sie haben Fragen zum Thema Nacken-Schulter-Arm-Syndrom oder Schmerzen im Allgemeinen? Gesundheits-Experten und -Expertinnen aus Ihrer Region beraten Sie gerne. Hier gelangen Sie zur Expertensuche.

Alternative Begriffe

Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom und verwandte Symptomkombinationen werden mit ähnlichen Begriffen beschrieben:

Zervikobrachialgie” ist der medizinische Fachbegriff für Schmerzen, die von der Halswirbelsäule (“zervikal”) in den Arm (“brachial”) ausstrahlen.

Zervikalsyndrom” steht ganz allgemein für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. 
Welche Symptome gehören zum Nacken-Schulter-Arm-Syndrom?

Nacken steif oder schmerzt

Nackenschmerzen können sich als stechende oder dumpfe Schmerzen äußern und sind oft mit Verspannungen verbunden. Bei einem steifen Nacken ist die Beweglichkeit stark und schmerzhaft eingeschränkt. 

Ausstrahlende Schmerzen

Die Schmerzen können in die Schultern und Arme ausstrahlen und bis in die Finger reichen. 

Kribbeln und Taubheitsgefühle

Diese Symptome können auftreten, wenn Nerven in der Halswirbelsäule gereizt oder eingeklemmt sind. Diese Symptome entstehen typischerweise durch Druck auf die Nervenwurzeln, die aus dem Rückenmark austreten und in die Arme ziehen.

Kribbeln und Taubheit sollten ernst genommen werden, da sie auf eine Nervenbeteiligung hinweisen. Wenn diese Anzeichen auftreten, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um die genaue Ursache zu klären und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Kopfschmerzen

Häufig begleiten Kopfschmerzen die Nackenschmerzen.

Ursachen des Nacken-Schulter-Arm-Syndroms

Die Ursachen für das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom sind vielfältig. Häufig sind Verspannungen der Nackenmuskulatur aufgrund von Fehlhaltungen, Stress oder einseitigen Belastungen verantwortlich. Auch degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule, wie Arthrose oder Bandscheibenvorfälle, können zu den Beschwerden führen.

Fehlhaltungen

Eine schlechte Haltung, insbesondere über längere Zeit, kann die Struktur der Halswirbelsäule beeinflussen und zu Nervenreizungen führen.

Zum Beispiel können langes Sitzen in einer ungesunden Position am Schreibtisch oder beim Arbeiten am Computer die Muskulatur überlasten. Ein weiterer häufiger Fall ist der sogenannte “Handynacken”: die gebeugte Haltung im Nacken durch das Herunterschauen aufs Smartphone kann nicht nur zu Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich führen, sondern mit der Zeit auch Verformungen der Nackenwirbelsäule verursachen. Auch nachts kann man sich verspannen, wenn die Schlafposition die Wirbelsäule belastet.

Mann mit verspanntem Nacken am Schreibtisch vor Computer
Foto von Jason Strull auf Unsplash

Stress

Psychische Belastungen führen oft dazu, dass die Muskulatur insgesamt angespannter ist – besonders im Nacken- und Schulterbereich. Diese Verspannungen können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Zusätzlich kann sich Stress psychosomatisch in Form von diffusen Schmerzen äußern. Auch der Schlaf wird durch hohe Stresslevel negativ beeinflusst. Mit zu wenig Schlaf können sich die Muskeln nicht gut erholen und Verspannungen verschlimmern sich. 

Einseitige Belastungen

Bestimmte Berufe oder Aktivitäten, die einseitige Bewegungen erfordern, können die Beschwerden begünstigen. Dieses Risiko besteht immer dann, wenn bestimmte Muskelgruppen oder Gelenke übermäßig beansprucht werden, während andere vernachlässigt werden. Das führt zu Dysbalancen, die Verspannungen und Schmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich verursachen. Zum Beispiel: 

  • Ständiges Verwenden einer Computermaus (Mausarm)
  • Einseitige Sportarten wie Tennis oder Golf
  • Tragen einer Schultertasche immer auf derselben Seite
  • Telefon zwischen Ohr und Schulter klemmen

 

Einseitig getragene braune Ledertasche an männlicher Hand
Foto von Wiser by the Mile auf Unsplash

Verletzungen

Schmerzen können immer auch Verletzungen und Traumata als Ursache haben. Diese sollten zunächst ausgeschlossen werden, bevor Sie Übungen ausprobieren, um weitere Schäden zu vermeiden.

Schleudertrauma, Stürze und andere direkte Verletzungen sind mögliche Ursachen. Auch Mikrotraumata können zu langwierigen Schmerzen führen – dafür muss kein merkbarer Unfall passiert sein. Kleine Verletzungen können auch über die Zeit durch sich wiederholende Bewegungen entstehen.

Auch ein Bandscheibenvorfall kann die Ursache sein: Wenn eine Bandscheibe in der Halswirbelsäule vorfällt, kann sie auf eine Nervenwurzel drücken und so Taubheitsgefühle und Schmerzen verursachen.

Degenerative Veränderungen

Degenerative Veränderungen wie Arthrose können die Gelenke der Halswirbelsäule betreffen und zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Mit zunehmendem Alter können auch die Bandscheiben an Elastizität verlieren und ihre Pufferfunktion einbüßen, was zu Schmerzen und Nervenreizungen führen kann. Klären Sie diese Krankheiten als mögliche Ursache bei Unsicherheit in Ihrer Arztpraxis ab. 

Oberes gekreuztes Syndrom (Upper-Cross-Syndrome)

Das obere gekreuzte Syndrom (Upper Cross Syndrome) ist ein Begriff aus der Physiotherapie für ein muskuläres Ungleichgewicht, das häufig durch Fehlhaltungen, wie langes Sitzen oder Arbeiten am Computer, verursacht wird. Es ist gekennzeichnet durch eine Schwächung und Dehnung bestimmter Muskelgruppen und eine Verkürzung und Verspannung anderer Muskelgruppen.

Dieses Ungleichgewicht kann zu einer nach vorne geneigten Kopfhaltung, erhöhten Schulterblättern und einer Rundung des oberen Rückens führen. Es kann Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen, insbesondere im Nacken-, Schulter- und Kopfbereich. Typische Beschwerden sind Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Verspannungen im Schulterbereich: also die typischen Symptome des Nacken-Schulter-Arm-Syndroms.

Was tun gegen Nackenschmerzen: Behandlung beim Nacken-Schulter-Arm-Syndrom

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die zur Linderung von Nackenschmerzen beitragen können. Dazu gehören sowohl akute Maßnahmen zur Schmerzlinderung als auch langfristige Strategien zur Vorbeugung.

Wärme- oder Kältetherapie

Wärme hilft, die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu entspannen. Dies kann Verspannungen lösen und durch die verbesserte Durchblutung Schmerzen lindern. Praktische Möglichkeiten sind Wärmflaschen, Wärmepflaster oder auch einfach ein warmes Bad.

Kälte hemmt Entzündungen und kann die Nerven dazu bringen, Schmerzsignale weniger effektiv weiterzuleiten. Eispackungen oder Kühlgels sind vor allem bei akuten Verletzungen hilfreich. 

Übungen und Physiotherapie

Übungen zielen entweder auf die Stabilisierung/Kräftigung oder die Dehnbarkeit der Muskulatur im Nacken-, Schulter- und Armbereich ab. Dadurch wird die Haltung verbessert, Verspannungen werden gelöst und Sie werden beweglicher und belastbarer. Im Rahmen einer Physiotherapie kann Ihnen gezielt ein individueller Übungsplan erstellt werden, der genau auf Ihre spezifischen Schmerzursachen und deren Beseitigung abgestimmt ist. 

Massagen und manuelle Therapie

Physiotherapeut:innen können auch manuelle Techniken anwenden, um Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Durch Massagen werden außerdem Verhärtungen in der Muskulatur gelockert und die Durchblutung wird gefördert. 

Medikamente

In Absprache mit medizinischer Betreuung können Schmerzmittel bzw. Muskelrelaxantien eingesetzt werden. Das ist allerdings immer nur eine kurzfristige Lösung. Haben die Schmerzen eine entzündliche Ursache, können auch entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. 

Entspannungstechniken und Stressmanagement

Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen. Auch langfristig können Techniken zur Stressbewältigung Verspannungen vorbeugen

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

Auch im Homeoffice lohnt sich die Investition in einen Arbeitsplatz, der eine gesunde Sitzhaltung ermöglicht. Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz kann Fehlhaltungen vermeiden und damit langfristig Schmerzen vorbeugen. 

Halswirbel-Übungen zur Linderung

Wenn Muskelverspannungen die Ursache der Schmerzen sind, können sanfte Übungen dabei helfen, die Verspannungen zu lösen und die Schmerzen zu lindern und ihnen vorzubeugen. Bestimmte Übungen können dazu beitragen, die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu verbessern und Verspannungen zu lösen.

Seien Sie grundsätzlich vorsichtig bei den Übungen und führen Sie keine der Bewegung ruckartig oder mit Zwang aus. Wenn die Schmerzen sich dabei verschlimmern, holen Sie bitte ärztlichen Rat ein. 

Nackenstreckung

  1. Setzen Sie sich aufrecht hin und ziehen Sie das Kinn leicht Richtung Brust.
  2. Halten Sie die Position für einige Sekunden und richten Sie den Kopf dann wieder auf.
  3. Wiederholen Sie die Übung mehrmals.

Kopfdrehung

  1. Drehen Sie den Kopf langsam zur rechten Seite, bis Sie eine leichte Dehnung spüren.
  2. Halten Sie die Position für einige Sekunden und drehen Sie den Kopf dann zur linken Seite.
  3. Wiederholen Sie die Übung mehrmals.

Schulterkreisen

  1. Kreisen Sie langsam mit den Schultern nach hinten und dann nach vorne.
  2. Führen Sie die Übung mehrmals in jede Richtung durch.

Schulterblattzusammenführung

  1. Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin und ziehen Sie die Schulterblätter zusammen, als ob Sie versuchen, einen Bleistift zwischen ihnen zu halten.
  2. Halten Sie die Position für 5–10 Sekunden und entspannen Sie dann.
  3. Wiederholungen: 10–15 Mal.

 

Übung zum Zusammenführen der Schulterblätter: Frau sitzt auf Yogamatte und hält die Hände hinter dem Rücken zusammen
Foto von Avrielle Ali auf Unsplash

Die Yogaübung “Katze-Kuh” 

  1. Gehen Sie in den Vierfüßlerstand, sodass Ihre Hände direkt unter den Schultern und Ihre Knie direkt unter den Hüften sind.
  2. Beim Einatmen heben Sie den Kopf und das Steißbein, rollen die Schultern zurück, lassen den Bauch nach unten sinken und machen ein sanftes, kontrolliertes Hohlkreuz.
  3. Beim Ausatmen ziehen Sie das Kinn zur Brust, machen einen Rundrücken und “drücken den Boden von sich weg”, sodass der Rücken wie ein Katzenbuckel aussieht.
  4. Führen Sie diese Bewegung langsam und kontrolliert 10–15 Mal durch, wobei Sie sich auf die Atmung konzentrieren.

 

Frau in der Kuh Yogahaltung (Bitilasana) am Strand auf Yogamatte
Foto von Elle Cartier auf Unsplash

Auch andere Yoga-Haltungen eignen sich hervorragend zur Vorbeugung von Verspannungen und zum Erhalt der Dehnbarkeit im oberen Rücken und den Schultern, zum Beispiel: 

 

Wann zum Arzt/zur Ärztin?

Seien Sie grundsätzlich vorsichtig – die Nackenwirbelsäule ist empfindlich. Bei anhaltenden Beschwerden oder wenn sie so stark sind, dass sie Sie stark beeinträchtigen, sollten Sie sich ärztliche Hilfe suchen. Gehen Sie auf jeden Fall unverzüglich zum Arzt/zur Ärztin, wenn:

  • Die Schmerzen sehr stark sind oder länger als eine Woche anhalten
  • Bei Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen 
  • Die Beschwerden nach einem Unfall oder Sturz aufgetreten sind
  • Begleitende Symptome wie Schwindel oder Sehstörungen auftreten

 

Schlusswort

Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom ist eine häufige Kombination von Symptomen im Nacken-, Schulter- und Armbereich, die verschiedene Ursachen haben kann. Mit gezielten Maßnahmen und Übungen können die Schmerzen und Verspannungen jedoch oft gelindert und die Lebensqualität verbessert werden. Bei anhaltenden oder starken Beschwerden sollte ärztliche Hilfe gesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Besuchen Sie Ihre lokale Apotheke, um sich über geeignete Schmerzmittel und weitere Maßnahmen zur Linderung von Nackenschmerzen beraten zu lassen. Ihre Apotheker:innen stehen Ihnen mit fachkundigem Rat zur Seite und helfen Ihnen, die passenden Produkte für Ihre Bedürfnisse zu finden.

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